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Lifestyle

Editor’s Letter März 22

von

Liebste Leser*innen,

ich habe mich seit letzter Woche auf meinen Kanälen raus genommen, meinen Content gestrichen und Spenden- und Hilfsaufrufe geteilt. Ich habe sehr viele Nachrichten dazu bekommen, viel Dank, dass ich Platz mache (selbstverständlich!) und viele entrüstete, warum manche Content Creator weiter posten. Ich denke: Fingerzeig bringt uns Menschen jetzt nicht weiter. Ich denke, jede*r geht anders mit Krisen um und wir empfinden Dinge ganz unterschiedlich sympathisch oder empathisch. Auch ich saß kopfschüttelnd da, weil sich die Bilder von der Fashionweek nicht passend anfühlten. Aber wer bin ich zu beurteilen? Social Media und Influencer*innen sind am schnellsten zu bekommen. Unsere Wut, unser Frust und die soziale Ungerechtigkeit können wir schwer bei Unternehmen oder in der Politik platzieren – so weit weg scheinen die Hebel, die wir aktiv ansprechen können. Das geht auf Instagram schneller: Wir glauben zu wissen, was Recht ist und wer nach unserem Geschmack unrecht handelt und schicken dann unseren gesamten Frust ab. Auch wenn ich selbst, ich erwähnte es bereits, auch nicht alles so glücklich kommuniziert fand von meinen Kolleg*innen, möchte ich betonen: Wir kommen so nicht weiter. Der Frust landet in den DMs und in den Köpfen der Menschen, die einfach nur für euren Geschmack nicht empathisch genug waren. Verändern tut das leider nichts.

Mein Vorschlag: Statt darüber zu grübeln, lieber selbst aktiv werden, wenn ihr könnt. Ich denke nämlich auch, dass wir alle einen Teil beitragen können, statt sich zu wundern, wer es nicht tut. Zum Beispiel mit Sach- und Geldspenden, oder Posts / Stories auf Social Media (freie Zimmer, Sammelstellen, Aufrufe). Ich möchte nochmal sagen: Ja Influecer*innen haben wahrscheinlich eine größere Reichweite als ihr, aber jeder und jede von uns zählt. Wenn ihr mit 200 Follower*innen nur 5 Leute erreicht, die sich dadurch aufgerufen fühlen zu spenden, haben 5 Leute gespendet. Jeder Repost, Hinweis (Sammelstellen in Städten) und Gang zu einer Demo zählt.

Ich würde mir all diesen Aktivismus immer wünschen. Diese Zeiten zeigen gerade, wie wichtig Zusammenhalt ist – egal welches Land es betrifft – und wie viel zusammen möglich ist. Traurig finde ich, dass noch vor zwei Monaten keine LKWs befüllt wurden, weil Menschen aus dem Jemen, aus Syrien oder Afghanistan geflohen sind. Ist es die Kilometer-Distanz, die uns so weit weg rückt? Ist die Ukraine so nah, weil sie tatsächlich geografisch näher ist? Wahrscheinlich. Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Wir müssen jetzt zusammen rücken! Und das passiert gerade. Es rührt mich, wie Menschen ihre Häuser und Zimmer für Schutzsuchende öffnen, wie selbst organisierte LKWs Richtung Westen rollern. Es erinnert mich an den Zusammenhalt in den ersten Wochen der Pandemie, bevor in Impf-Gruppen gedacht und geschimpft wurde.

Wie kommuniziert man jetzt auf Social Media?
Es reicht in meinen Augen nicht ein Bild zu posten mit „no war“. Denn: Krieg wollen wir alle nicht. Und trotzdem sollte man auch nichts dazu sagen, wenn man nichts dazu sagen kann, den Expert*innen und/oder Betroffenen, den Nachrichten und Helfenden Vortritt lassen. Wenn ich nichts dazu zu sagen oder zu geben habe, bleibt die Tage nicht viel, was sich für mich richtig anfühlt. Die Phrase „Es muss weiter gehen“ hört sich hohl für mich an. Muss es das? Es ist zu anstrengend auszuhalten? Eine Pause zu machen, Instagram nicht zu befüllen? Ich denke, wir haben alle verlernt zu verzichten. Das Leben geht weiter, ja: Ihr geht ins Büro und ich auch. Instagram ist mein Arbeitsplatz. Aber es fühlt sich falsch einfach weiter zu machen, zwischen Lippenstift-Tipps einen Spendenaufruf zu posten. Oder geht das zusammen? War es bei den letzten Krisen nicht auch nach ein paar Tagen für uns alle abgeschüttelt und wieder gefühlt „alles normal“?

Ich selbst habe alle Kooperationen aus den letzten Tagen schieben können, werde diese aber früher oder später ab dieser Woche umsetzen müssen. Es ist mein Fulltime-Job und mittlerweile hänge ich nicht mehr alleine dran, sondern mein 4-köpfiges Team. Ich kann sie nicht im Stich lassen, sie warten auch auf ihr Geld. Also habe ich mich entschlossen, dass von jeder Werbung, die im März umgesetzt wird, einen Prozentsatz zu spenden. Wenn das alles klappt, bekommen wir da eine gute Summe hin. Skippt doch einfach weiter, wenn es nichts für euch ist und behaltet im Hinterkopf, dass ich mit einem Teil dessen, neben meinem bereits privat gespendeten Geld, Organisationen unterstützen kann, die noch wochenlang auf Hilfe angewiesen sein werden.

Ansonsten gilt für meine Kanäle: Es wird weiterhin Spendenaufrufe und Posts geben, wie wir gemeinsam aktiv werden können. Ich werde versuchen für alle DACH-Länder Möglichkeiten zu finden und zu posten. Neben den Kooperationen, die ich aufgrund der finanziellen Situation nun weiter mache, werde ich ein wenig Content posten – auf meine Art. Mir ist gerade nicht danach euch Trüffelpommes und one good life zu zeigen, aber ein bisschen Schönes möchte ich in den nächsten Tagen für Euch kreieren und da lassen. Darum haben mich viele Leser*innen gebeten. Ich hoffe, dass es mir gelingt! Und wenn ihr etwas habt, dass ihr gerne sehen mögt – lasst es mich wissen! Ich freue mich und gestalte immer gerne mit Euch zusammen.

Letzte Info: Die Podcasts sind beide erst mal on hold, da gehts aber auch bald weiter – keine große Pause. Ich halte euch auf dem Laufenden! Hier stehen wir vor sprachlichen und finanziellen Herausforderungen (Absage Sponsoring 72h vor Release), mein Team und ich geben alles, um euch hier bald die neuen Folgen präsentieren zu können.

Ich schicke euch durch diese Zeilen herzliche Grüße, wo auch immer ihr seid. Lasst uns freundlich zueinander bleiben und helfen, wo es uns möglich ist.

Alles Liebe!
Eure Hanna

PS: Falls es euch in diesen Zeiten nicht gut geht, euch etwas triggert oder ihr Angst habt: Bitte sucht euch Hilfe und Gesprächspartner*innen. Es gibt Hotlines, die man anrufen kann, zum Beispiel die Telefonseelsorge in allen Ländern. Weitere Tipps: Social Media ausmachen und die App für ein paar Tage löschen (das geht übrigens problemlos, man muss sich danach nur einloggen). News nur noch ein mal am Tag konsumieren oder, wenn ihr große Probleme damit habt sie zu lesen, eine Vertrauensperson einzuweihen, die euch nur mit den gröbsten Infos versorgt und euch Bescheid gibt, wenn es etwas gibt, dass ihr wissen solltet.

Ein Kommentar

  1. Toll, danke! Genau richtig!

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